Während die Weisheit der Ältesten das Fundament indigener Kulturen bildet, gestaltet die junge Generation die Zukunft. An der Schnittstelle von Tradition und Moderne, von aktivistischem Kampf und digitalen Innovationen entsteht eine neue Welle indigener Führung. Diese jungen Menschen setzen sich nicht nur für die Rechte ihrer Communities ein, sondern bringen indigene Perspektiven in globale Debatten über Klima, Technologie, Kunst und Politik ein. Hier sind zehn junge indigene Führungspersönlichkeiten aus verschiedenen Teilen der Welt, deren Stimmen und Taten jetzt und in den kommenden Jahren entscheidend sein werden.
1. Ta’Kaiya Blaney – Die Stimme der Küsten aus den Tla’Amin Nation
Die kanadische indigene Aktivistin, Sängerin und Schauspielerin setzt sich schon seit ihrer Kindheit für Umweltgerechtigkeit ein. Als Botschafterin für „Native Children’s Survival“ kämpft sie gegen Pipeline-Projekte an der Westküste Kanadas. Ihre kraftvollen Reden auf UN-Konferenzen und ihre Musik, die traditionelle Klänge mit politischen Botschaften verbindet, machen sie zu einer inspirierenden Figur für die Jugend. Sie verbindet künstlerischen Ausdruck perfekt mit politischem Aktivismus.
2. Nemonte Nenquimo – Die Amazonas-Anführerin der Waorani
Die ecuadorianische Waorani-Anführerin führte 2019 einen historischen Rechtsstreit an, der einen Präzedenzfall für indigene Landrechte schuf. Der Sieg schützte 500.000 Hektar Amazonas-Regenwald vor der Ölförderung. Als Mitbegründerin der „Ceibo Alliance“ und als erste indigene Frau auf dem Cover des TIME Magazine (2020) ist sie eine globale Symbolfigur für den Widerstand gegen die Zerstörung des Regenwaldes und für die Stärke indigener Frauen.
3. Xiuhtezcatl Martinez – Der Hip-Hop-Klimaaktivist der Aztekischen Tradition
Der junge Klimaaktivist, Musiker und Direktor von „Earth Guardians“ bringt seit seinem sechsten Lebensjahr seine indigene Perspektive (aztekische Herkunft) in die Klimabewegung ein. Seine Klimaklagen gegen die US-Regierung machten Schlagzeilen. Durch seine Hip-Hop-Musik und sein Buch „We Rise“ erreicht er speziell junge Menschen und zeigt, wie indigene Weltanschauungen Lösungen für die Klimakrise bieten können.
4. Tuhi Martukaw – Die digitale Brückenbauerin der Taiwanesischen Indigenen
Die Angehörige des Paiwan-Volkes nutzt digitale Medien, um die Sichtbarkeit der 16 offiziell anerkannten indigenen Völker Taiwans zu erhöhen. Als Moderatorin, YouTuberin und politische Kommentatorin bricht sie Stereotype und erklärt zeitgenössische indigene Themen einem breiten Publikum. Ihre Arbeit ist zentral für die jüngere Generation, die ihre Identität in einer modernen, urbanen Umgebung neu verhandelt.
5. Tokata Iron Eyes – Die Wasser-Schützerin der Standing Rock Sioux
Schon als Jugendliche war sie eine der prominentesten Gesichter des Widerstands gegen die Dakota Access Pipeline in Standing Rock. Heute setzt sich die junge Aktivistin der Lakota kontinuierlich für indigene Souveränität, Klimagerechtigkeit und die Rechte der Jugend ein. Ihre Arbeit konzentriert sich darauf, junge indigene Menschen zu organisieren und ihre Stimmen in den Vordergrund zu stellen.
6. Helena Gualinga – Die internationale Stimme der Kichwa aus Sarayaku
Die Klimaaktivistin aus dem ecuadorianischen Amazonasgebiet (Kichwa-Gemeinde Sarayaku) vertritt ihre Community seit ihrer Jugend auf internationaler Bühne – bei der COP, im EU-Parlament und in globalen Medien. Sie kämpft unermüdlich gegen die Ausbeutung von Ressourcen in indigenen Gebieten und für die Anerkennung des „Lebendigen Waldes“ (Kawsak Sacha) als Rechtssubjekt. Ihre Familie ist seit Generationen im Widerstand, und sie führt dieses Erbe mit modernen Mitteln fort.
7. Quannah Chasinghorse – Das indigene Model und Land-Beschützerin der Hän Gwich’in
Das Supermodel mit ikonischen Gesichtstattoos nutzt ihre riesige Plattform in der Modebranche, um auf die Bedrohung der Arctic National Wildlife Refuge und die Rechte der Gwich’in aufmerksam zu machen. Sie ist nicht nur ein Modeikone, sondern eine entschlossene Aktivistin, die zeigt, wie indigene Präsenz in Mainstream-Medien genutzt werden kann, um zentrale Anliegen zu transportieren.
8. Autumn Peltier – Die „Wasserläuferin“ der Anishinaabe
Schon mit 8 Jahren begann die kanadische Wasseraktivistin der Anishinaabe für das Menschenrecht auf sauberes Wasser zu kämpfen. Als „Water Commissioner“ der Anishinabek Nation sprach sie mit 13 Jahren vor den Vereinten Nationen. Sie hält Regierungen zur Verantwortung und lehrt, dass Wasser heilig und kein Handelsgut ist. Ihr Titel „Water Warrior“ ist Programm.
9. Victor Lopez-Carmen – Der globale Gesundheitsaktivist der Crow Creek Sioux und Yaqui
Der Medizinstudent und ehemalige Co-Vorsitzende der UN Global Indigenous Youth Caucus setzt sich für Gesundheitsgerechtigkeit für indigene Gemeinschaften weltweit ein. Seine Arbeit verbindet medizinisches Wissen mit Advocacy für sauberes Wasser, gesunde Ernährung und die Bekämpfung systemischer Ungleichheiten. Er repräsentiert eine neue Generation indigener Fachkräfte, die Systeme von innen heraus verändern.
10. Tiamana Moeau – Die Sprach-Revitalisiererin der Māori
Die junge Māori-Aktivistin aus Aotearoa/Neuseeland ist führend in der Bewegung zur Wiederbelebung der te reo Māori Sprache. Durch innovative Social-Media-Kampagnen, die Erstellung moderner Lern-Apps und die Organisation von Sprach-Immersionscamps für Jugendliche macht sie ihre Sprache für die junge Generation relevant und lebendig. Ihre Arbeit sichert das kulturelle Herzstück für die Zukunft.
Was diese Führungspersönlichkeiten gemeinsam haben
Diese zehn jungen Menschen zeigen eindrücklich, dass indigene Führung im 21. Jahrhundert vielfältig ist. Sie nutzen juristische Werkzeuge, soziale Medien, Kunst, Wissenschaft und direkten Aktivismus. Ihr gemeinsamer Nenner ist die tiefe Verwurzelung in ihrer Kultur verbunden mit der strategischen Nutzung globaler Plattformen. Sie kämpfen nicht nur gegen Ungerechtigkeit, sondern bieten aktiv Lösungen an, die auf indigenem Wissen basieren.
Wie du diese neue Generation unterstützen kannst
- Folge und amplifiziere ihre Arbeit: Folge ihnen auf Social Media, teile ihre Inhalte und erhöhe ihre Sichtbarkeit.
- Unterstütze indigene geführte Organisationen: Spende oder engagiere dich bei Gruppen, die von jungen Indigenen geleitet werden.
- Höre direkt zu: Konsumiere ihre eigenen Worte – durch ihre Bücher, Podcasts, Musik oder Vorträge – anstatt nur über sie zu lesen.
- Fordere Repräsentation ein: Setze dich in Medien, Politik und Konferenzen dafür ein, dass junge indigene Stimmen eingeladen und angemessen gehört werden.
- Respektiere ihre Führung: Erkenne ihre Expertise an und unterstütze ihre Forderungen nach Selbstbestimmung.
Die hier vorgestellten jungen Menschen sind nur ein Ausschnitt einer viel größeren, globalen Bewegung. Sie stehen für eine Zukunft, in der indigene Weisheit, Innovation und Widerstandsfähigkeit entscheidend für die Lösung globaler Krisen sein werden. Indem wir ihre Führung anerkennen und unterstützen, investieren wir in eine gerechtere und nachhaltigere Welt für alle. Sie sind nicht nur die Zukunft ihrer eigenen Communities – ihre Visionen formen unsere gemeinsame Zukunft.